_100_ "Die Sonne sei wo sie sei"
Heute ist die Sonne über Wien um 6:46 aufgegangen.
Nicht ohne stolz präsentiere ich die hundertste Ausgabe des Newsletters in Espressoformat.
Die Sonne / 3
sie sey wo sie sey /
scheinet immer:
ob schon
das Gewülcke 4
sie uns raubet;
und macht
mit ihren Strahlen 5
das Liecht;
das Liecht / den Tag.
1658 erschien der Orbis sensualium pictus, eine Bildenzyklopädie bestimmt für Kinderhände. Mit Bildern und einfach gehaltenen Texten, sollten die jüngst denkbaren Leser*innen sich die Welt im 'Taschenbuchformat' aneignen.
"Sie sei wo sie sei" möchte nicht nur Kindern verständlich machen, dass die Sonne auch scheint, wenn es etwa Nacht und man auf einer der Sonne abgewandten Seite daheim ist. Es ist zugleich ein herrlich lapidarer Kommentar zu Kopernikus' De revolutionibus; jener Schrift, welche die Erde zum um die Sonne kreisenden Himmelskörper erklärte – und mit welcher der Theologe Comenius (Autor dieser Zeilen) nicht einverstanden war.
Auch wenn es heute nicht so oft vorkommt: selbst wenn man sich nicht einig ist, wo die Sonne sich im Weltall befindet, kann man sich immer noch drauf einigen, dass sie uns scheint.
Man kann eine Nebensache zur Hauptsache erklären.
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