_150_ Café- & Kunstwerk
Konfrontiert mit der Frage, ob ich ein Café eröffnen soll, fand ich einst Rat bei Alain. In seiner Essaysammlung Die Pflicht, glücklich zu sein, kann man unter L. Werke lesen:
Ob es sich um eine Briefmarkensammlung oder ein neu gegründetes Kolonialwarengeschäft handelt, sie [die in ihrer Beschäftigung glücklichen Menschen] tun alles dafür […]. Sie sind es müde, sich etwas nur in Gedanken auszumalen, und begierig, wie es weitergeht. Die ersten Stiche einer Stickerei sind nur wenig überzeugend; aber im selben Maß, in dem die Arbeit fortschreitet, fesselt sie uns […] Die wirklichen Pläne gedeihen erst auf der Grundlage des begonnenen Werks. Ich glaube keineswegs, daß Michelangelo zu malen angefangen hat, weil er seine Figuren im Kopf hatte; denn er sagt zu dem Auftrag nur: »Aber das ist doch gar nicht mein Metier.« Trotzdem fing er an zu malen, und die Figuren zeigten sich; eben das ist Malen, nämlich in dem, was man gemacht hat, entdecken, was man machen will.
Kolonialwarengeschäft konnte ich gleich übersetzen; wie die Sache mit Michelangelo zu verstehen ist, hab ich erst nach einem Besuch in der Sixtinischen Kapelle verstanden.
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