_175_ Der Preis eines Glas Wassers
Die Teuerung tönt auch aus dem Lokalkolorit des Standards: Man geht der Frage nach, ob zum Essen nicht öfter man auf Getränke verzichtet wird oder man sich auf Wasser beschränkt; das von Seiten der Gaststätten wiederum immer öfter bepreist wird.
Das empört, weil diese Selbstverständlichkeit auf's Menü zu setzen, ein schwerer Verstoß gegen die Gastfreundlichkeit und damit der Geschäftsgrundlage zu sein schient – ein Sturm im Wasserglas. Doch im Text stolpere ich über eine merkwürdige Unschlüssigkeit:
Auf die Frage, was sie [Gastronomin Andrea Karrer] davon hält, für ein Glas Leitungswasser zu kassieren, sagt sie, man sollte es eigentlich tun, für sie käme dies allerdings nicht infrage. "Ich lehne das bei uns strikt ab. Das Glas Wasser ist eine der vielen Gesten der Gastfreundschaft in Wien. Und wir sind Gastgeber. Dann kann man ja gleich fürs Glas auch noch etwas verlangen."
Man sollte zwar, aber gemäß Gastfreundschaft sollte man nicht. Im Klartext hieße dies: Die ökonomische Wirklichkeit stellt den Wirt*innen sehr wohl bezifferbare Kosten in Rechnung; diese von der Kundschaft einzukassieren widerspricht aber kulturellen Geboten.
Im Zwischentitel wird fettgedruckt geseufzt: "Es ist ein Kampf." Etwa ein Klassenkampf?
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