_224_ Bewusstwerdung eines Barista-Champions
Barista-Meister*innen funktionieren nicht am Besten wie Automaten, die Wünsche schnell und präzise in Getränke umsetzen und diesen die Mühsal der Herstellung ersparen. Baristas müssen laufend Hintergrundwissen vermitteln: ihre Verarbeitung übersetzt ein kompliziertes globales Verhältnis in einen Moment des Schlucks. Meisterschaft artikuliert sich über perfekte Zubereitung hinaus, indem dieser Prozess wiederum den Gästen als ihr eigener vermittelt wird, die sich vom Barista handwerklich stellvertreten sehen.
Es überrascht daher nicht, dass vor wenigen Wochen 2024 in Südkorea Mikael Jasin aus Indonesien triumphierte, ganz in weiß, als er prototypisch seinen Kaffee als Bewusstwerdung vorführte, mit der er sich selbst aus dem burn-out rettete. Achtsamkeits-Praktiken halfen ihm dabei, so dass er seine drei Gänge analog zu Mind, Body und Soul vorstellte. Die Jury führte er zu verschiedenen Stationen. So ostentativ, wie nur irgendwie möglich, waren die Richter in den Produktionsprozess eingebunden, der analog als Bewusstwerdung inszeniert wurde. In der Wahrnehmung blieb für nicht anderes Raum, außer für einige wenige Schluck Kaffee selbst. So wurde die Illusion für glaubwürdig befunden, dass man an der Produktion des eigenen Konsums von Anfang an — „from seed to cup” — beteiligt sein könne.
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