_108_ Als ob's gestern gewesen wäre
Ich stehe in der Küche, in adoleszenter Blüte meines Lebens – schon reif gesprochen, aber noch bei den Eltern gemeldet. Mich beschäftigt die Frage, wie ich nun meinen Freunden den Kaffee serviere, den ich heut morgen noch für besser befunden habe, als denjenigen, den ich davor getrunken hatte. Den Siebträger in meiner Hand hielte ich für ein Kinderspielzeug, wenn ich ihn heute auf der Straße fände.
Und ich rätsle: muss ich den Kaffee glatt streichen oder sollte ich ihn so fest ich wie nur möglich hineindrücken? Ist es besser wenn das Sieb randvoll ist oder woran erkenne ich die ideale Füllmenge? Wann beende ich den Kaffeebzug? Und: was heißt es, dass dieses orange Licht angeht? Muss ich fragen, wie er geschmeckt hat oder ist er irgendwann objektiv besser?
Heute sitze ich tagtäglich vor dem Computer. Und ich rätsle: wie beschreibe ich meine Faszination für Kaffee? Muss es leicht verständlich sein, oder darf es verwundern? Braucht es eine Schlussfolgerung oder reicht es, Neugier zu wecken? Frage ich nach oder warte ich drauf, dass sich Leser*innen einbringen? Warum ist Kaffee so schwierig?
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